Eine philologische Abhandlung
über den Landesnamen Zarorien

Oder: Wieviel ein Buchstabe bedeuten kann

Oftmals lassen sich in Namen viele Dinge über das erfahren, was sie beschreiben. Ja allein mit dem Namen oder Titel einer Sache werden oft ganze Geschichten erzählt. Choniken über die Entstehung des Wortes, was es formte und welchen Weg es nahm.
So ist es nicht allzu überraschend, dass gerade so etwas bedeutsames und erhabenes wie der Name unseres Fürstentums eine nicht unbedeutende Geschichte zu erzählen weiss.
Viele der Reisenden, die in das heutige Zarorien kommen, nehmen, fast wie selbstverständlich, eine Verkürzung seines Namens an, wenn sie über unser wundervolles Land sprechen, und haften sich so selbst das Mark des Pöbels an.
Mancher aber, der gebildeter ist und in unsere Lande kommt, dem mag der Unterschied in der Aussprache unseres Landesnamens bereits aufgefallen sein, und für eben jene sei dieses Dokument geschrieben, auf dass auch sie erfahren, was sonst jeder in Zarorien weiss.
Die explizite Verkürzung, von der wir hier reden, ist die Verstümmelung von Zarorien zu "Zaorien". Jeder, der des öfteren das eine oder andere Dokument liesst, in dem der Name Zarorien geschrieben steht, dem sticht dieses Wort wohl ebenso in sein Aug wie mir.
Doch woher kommt dieser Wiederwillen auf der einen Seite, und jener Wunsch nach Verkürzung zum anderen?
Beim Wunsch nach Verkürzung lassen sich wohl zwei Motivationen differenzieren:
Zum einen der des Sprachfaulen, der Silben einzusparen gedenkt, wo er nur kann. Auch wenn man es dem ein oder anderem einfachen (oder vielleicht auch angetrunkenen) Gesellen verzeihen mag, so ist dies wohl noch immer ein Zeichen dafür, dass zu wenig Aufmerksamkeit für den Namen eines ganzen Landes aufgewendet wird und dies ist für Gast wie Einwohner wahrlich ein Armutszeugnis.
Die zweite anzuführende Motivation ist zugegebenermassen von tiefgreifenderer Natur und auch geschichtlicher Bedeutung, doch auch nur so wie eine mit Vorsatz verübte Missetat schwerer wiegt, wie eine im Unwissen begangene.
Tatsächlich gab es in der Geschichte unseres Fürstentums schon mehr als einmal das mal mehr mal weniger öffentliche Bestreben, den Namen Zaroriens derartig zu beschneiden. Dies war zumeist das Bestreben aufsässiger Bauern, wobei sich hier vor allem Uri und Waldstätten durch besonderen Hinterwäldlerstarrsinn hervorgetan haben, wie auch usurpierender Adliger, deren beider Bestreben es war, den Namen unseres Fürstentums von dem untrennbar mit ihm verbundenen Namen des Herrschergeschlechtes derer von Zaro zu trennen.
Dies geschah natürlich in der Absicht, eine Umwälzung der bestehenden, für Wohlstand und Frieden sorgenden Herrschaftsverhältnisse einzuleiten und zu ermöglichen.
Hiermit erklärt sich letztendlich auch der Widerwillen, der dieser Verhackstückelung unseres Landesnamens von allerlei Seite entgegengebracht wird. Denn niemand in Zarorien wünscht sich wohl, in die erst kürzlich wieder überwundenen kaotieschen Verhältnisse zurückzukehren.

Arasthus Baldan,
Hofschreiber des Fürsten

 
   
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