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Ein Reisebericht

Einst entstand dieser Diamant unter den Handelsstätten aus dem Zusammenwuchs zweier Dörfer, die sich auf den Handel über die Flüsse zu einigen hatten. Ein jedes dieser beiden Dörfer lag an einem Arm des Flusses und kontrollierte ihn. So kam es immer wieder zu heftigen Diskussionen.
Als sich jedoch zwischen diesen beiden Streithähnen ein weiteres Dorf zu bilden begann, eines indem sich auch Händler niederließen, die über Land kamen und handelten, besannen sie sich knurrend und murrend eines besseren und schlossen sich zusammen.
Dies ist schon lange her und nichts ist einem Streit ferner als jene beiden Stadtteile, welche an und auch über den Wassern liegen und sich seitdem Berna nennen.
Das magische Viertel, welches auch "die drei Brücken" genannt wird, ist voller Zauber und Lachen, voller Feste und Leben. Hier gibt es viel zu sehen, viel zu bestehen und niemand würde ahnen, das dies, wie eine eigene Welt anmutende Viertel zu einer solch vom Handel besessenen Stadt wie Berna gehört. Über "die drei Brücken" von Berna sind andere Berichte verfasst und wer mehr darüber wissen möchte, schaue es sich selber an oder lese eben jene Berichte. Denn wenn ich mich jetzt in den Beschreibungen der "drei Brücken" verliere, so komme ich nirgendwo mehr hin. Und dies wird dieser Stadt nicht gerecht.
Der Gegensatz zu den "drei Brücken" ist der Hafen von Berna. Geschäftig treiben sich hier die Kapitäne herum, die darüber wachen, das ihre Handlanger die Ware korrekt in jene Lager bringen, die ihnen zugewiesen wurden. Diese Lager sind eine Entdeckungsreise wert und bergen den Schatz ganzer Länder. Kaum eine Ware erreicht Berna direkt, ohne in einem dieser Lager gelegen zu haben.
Nur wenigen ist es vergönnt ihr Handelswerk direkt jene Prachtstraße hinauf in das Herz des Diamanten, das Handelzentrum zu bringen oder in ihren eigenen Kontoren am Hafen zu lagern. Man muss schon zur freien Kyfmannschaft der Mittellande gehören oder einen besonderen Handelsvertrag sein eigen nennen um dieses Privileg zu haben.
Meist wird dem Lieferanten am Hafen eine Lagerstelle zugewiesen, an der er seine Ware abstellen soll. Ist dies geschehen, so wird bald oder auch nicht so bald ein Zollbeamter vorbeikommen und etwas Zeit damit verbringen die Ware durchzusehen und vielleicht sogar ein oder zwei eurer Kisten öffnen lassen.
Erst wenn dies zur Zufriedenheit des Beamten geschehen ist wird erlaubt die Ware zum Handelszentrum oder zu einem der Händler in den vier Handelsvierteln zu bringen, wenn, ja... wenn der Herr der Ware jemanden kennt, der die Ware abnimmt oder weitervermittelt. Was sollte eine Stadt wie Berna denn auch mit Waren, die niemand kaufen will? Aber seid nicht zu streng mit jenen Beamten. Sie sind nicht unbarmherzig und auch nicht unbestechlich, zumindest was ihre Schnelligkeit angeht nicht.
Doch sind sie es, die später für Euch verantwortlich sind, sollte etwas mit Euch oder Eurer Ware nicht in Ordnung sein. Die Armen, die eine Dieb und Betrüger mit falscher oder schlechter Ware in die Stadt ließen, sie werden lange Zeit ihres Lebens nicht mehr froh, wenn sie denn noch eines hatten.
Dies bedeutet jedoch wahrlich nicht, das es keine Betrüger oder Diebe in der Stadt gibt, doch diese reisen meist nicht mit verzollbarer Ware an.
Doch zurück zu Berna... So verlassen wir den Hafen und die Lager und treten ein in das Rauschen der Stimmen, welche sich über jene Ware und diesen Preis unterhalten. Vielfältig sind die Variationen des Gespräches und dennoch drehen sie sich meist um Handel und Geschäft. Dieses Meer an Handel zeigt sich mit vier, nein fünf, unterschiedlichen Gesichtern. Vier zunächst, da diese Stadt, der innere Teil, ohne die Lager oder den Hafen und auch ohne die "drei Brücken", in vier sehr ungleiche Teile aufgeteilt ist, und fünf, da sich diese Teile in einer rauschenden Symbiose im Herzen der Stadt, im Handelszentrum treffen und verschmelzen.
Das Handelszentrum ist ein großer, ja schon riesenhafter, Bau, einem Tempel gleich. Der Tempel des Handels wohl.
Im Sommer werden hier große Teile der Seitenwände herausgenommen, so daß eine riesige überdachte Halle entsteht, durch welche der Wind streicht und auf die überhitzten Gemüter besänftigend wirkt. Zu dieser Zeit sind viele Marktstände vor dem Handelszentrum, auf dem großen Platz, zu sehen.
Auf ihnen wird jene Ware feilgeboten, die im Zentrum verhandelt wird. Das Zentrum selbst dient nun eher eben jenen Verhandlungen selbst und überall kann man sich niedersetzen und einen Tee oder ein kühles Getränk zu sich nehmen. Alkohol werdet ihr hier kaum finden. Sicher gibt es keinen Zwerg, der eine Verhandlung ohne ein gutes Bier führen würde, doch meist werden die Verhandlungen ohne Alkohol abgehalten.
Im Winter ist es draußen ruhig und der große Platz liegt verlassen da. Die Wände des Handelszentrums sind mit Stroh abgedichtet, damit möglichst wenig Wärme hinaus dringen kann. Die Stände sind nach drinnen gewandert und erstrecken sich hier über drei Ebenen, die Verhandlungen werden nun lautstark über die Ware hinweg oder hinter den Ständen getätigt. Falls sie länger zu dauern drohen werden sie meist im Keim erstickt und auf den Abend in eine der Gaststätten oder Tavernen verlegt.
Doch auch hier wollen wir nicht länger verweilen und unseren kleinen Streifzug durch die große Handelsstadt fortführen. So wenden wir uns den Handelsvierteln von Berna zu und... stehen recht ratlos auf dem Platz, der das Handelszentrum umgibt. Wohin sollen wir uns als erstes wenden? In unserer Ratlosigkeit fallen uns die Gildenhäuser auf. Vier an der Zahl, natürlich! eines für jedes Viertel.
Das imposanteste ist wohl das der Handelsgilde für Erze, Metalle und Rohstoffe. Hinter ihm liegt das dazu gehörige Handelsviertel. Betritt man diesen Teil der Stadt und geht die breiten Straßen entlang, so sieht man Schmieden, Essen und kleinere Läden überall. Sie bieten meist fertige Waren an, von hervorragender Qualität übrigens. Möchte man die Rohstoffe erwerben, so muss man sich in das Gewirr der kleineren Straßen und Gassen stürzen, die ihr auf keinem Stadtplan verzeichnet finden werdet.
Hier sollte wohl auch erwähnt werden, daß sich hier eine gewisse Rivalität zwischen einigen Großhändlern und den ansässigen Handwerkern entwickelt hat. Einige der Händler haben sich darauf spezialisiert Rohstoffe in grossen Mengen nach Welfen zu exportieren, wo diese dann weiterverarbeitet und zu lächerlich geringen Preisen wieder verkauft werden. Dies geht den zwergischen Qualitätshandwerkern natürlich gegen den Strich und es hat hier schon so manche Reiberei gegeben. Doch genug davon..
Das Volk, welches hier am meisten vertreten ist, ist das Volk der Zwerge, ich denke, das dies keinen wundert. Hier, unter den Blicken fachkundiger Meister, werden auch die minderen Erze von den teuren wie Gold und Silber getrennt. Der Großteil dieser edlen Metalle wird unter den Augen kritischer Beamter und dem Schutz der Garde der Münze zugeführt. Teilweise werden sie aber auch in ein anderes Stadtviertel gebracht.. Doch den weiteren Weg dieses Goldes werden wir später noch verfolgen.
Auf Reisen trifft man häufig Zwerge, doch werdet ihr kaum fröhlichere Vertreter dieser Rasse getroffen haben, als ihr sie in Berna sehen werdet. Handel, Erze, Bier und Gold, alle sind sie hier vereint und des Zwergen Seele fließt schier über vor so viel Glück. So sieht dieses Viertel der Stadt auch recht seltsam aus. Es reihen sich die Häuser aneinander, wuchtig und hoch, nicht wenige davon mit zwei Eingängen. Der eine klein und breit, für die zwergischen Herren des Hauses und ein Stück daneben ein anderer, groß genug um einen Hünen einzulassen, vielleicht auch gleich zwei. Dieser zweite Eingang führt auf einen Hof, hier kann man die Lagerräume betreten. Kein Haus in den Handelsvierteln von Berna kommt ohne Lager und den Verhandlungsraum aus. Dies ist der Raum, in dem sich der zwergische Besitzer mit seinen Handelspartnern trifft und diskutiert. Zu einem anderen Teil des Hauses bekommt dieser keinen Einblick. Nun ja, er darf vielleicht einmal kurz die Ware im Lager bewundern. Doch sind die Herren der Häuser nicht unfreundlich. Glaubt das bitte nicht. Es ist nur ihr Lebensstil.
Lasst uns weiterschlendern und in einen anderen Teil der Stadt streben.
Der Stadtteil der Lebensmittel, des Futters und anderer Nahrung ist nicht sonders interessant und spektakulär, nur der Anblick von Kornspeichern inmitten einer Stadt ist vielleicht etwas ungewöhnlich und falls ihr einmal ein unvergessliches Mahl zu euch nehmen wollt, so geht in eine der Tavernen oder Gaststätten dieses Viertels. Ach, und bestellt nichts anderes als das Haus- oder Tagesgericht.
Doch genug hiervon, mich zieht es weiter in das Handelsviertel der Tuche, Stoffe und Gewandungen. Das Viertel ist kleiner als die beiden anderen und birgt in seinen kleinen Gassen so manches Geheimnis von Seiden und Tuchen, manche weich und durchsichtig, andere fest und robust. Hier bekommt ihr alles was euer Herz begehrt, wenn ihr Euch ausstatten möchtet. Der Sattler, auch in diesem Viertel ansässig, bietet Euch den neuesten Zaum für euer Pferd und schickt Euch gleich ein oder zwei Türen weiter zu einem Schneider, bei dem ihr Euch das passende Reitgewand anfertigen lassen könnt.
Auch der Schuster ist nicht weit und die Zusammenarbeit zwischen den Schmieden des Rohstoffviertels und den Sattlern, Schneidern und Schustern des Tuch-Viertels ist fast unglaublich und schon das einfach und schlicht gefertigte Stück scheint eine eigene Magie zu beherbergen. Ah ja, die Magie, lasst uns schnell weiterziehen und das letzte Handelsviertel von Berna betreten.
Dieses ist nun wirklich voller Magie und wird von der größtenteils abergläubischen Bevölkerung gemieden. Hierhin wird das reine Gold gebracht, auf das es von Goldschmieden, Magiern und Alchemisten weiterverarbeitet wird. Kunstvolle Amulette und geheime Artefakte entstehen in den geheimnisvollen Gassen dieses Handelsviertels. Hier könnt ihr alles erstehen, was etwas mit Magie zu tun hat. Ob ihr etwas einkaufen wollt für Euren Meister oder für Euch. Egal, ihr werdet es hier finden, oder zumindest jemanden, der es für Euch beschaffen kann.
So gibt es Pergamente zu hauf, magisch, nicht magisch, beschrieben oder roh, wie auch immer ihr es wollt. Wenn ihr es schafft, während ihr durch diesen Stadtteil wandert, Euren Blick von den Geschäften und ihren Waren zu lösen, so werdet ihr ein Stadttor sehen, meist steht es offen.
Eine Prunkstraße führt hindurch bis hin zur Seduria Megur und dem Wohnsitz der Gräfin, Rowan of Diamorn, Countess of Ynos. Oh ja, die Seduria Megur! Des Nachts ist die Prachtstraße von magischen Lichtern erleuchtet und man kann im inneren der Seduria Megur die Gelehrten und Magier diskutieren sehen.
An warmen Abenden strömen viele Bewohner dieses weniger abergläubischen Handelsviertels in Richtung der Seduria um sich im Hof zu versammeln und Feste zu feiern oder Vorträgen zu lauschen, so manchen Abend gibt es auch eine Darbietung zu sehen. Doch die Seduria Megur ist keine Magierakademie, wie es schon so manch einer zu behaupten wagte. Sie ist ein Treffpunkt für Magier, Zauberer und alle die etwas mit jenen unbegreiflichen Kräften zu tun haben, die so allgemein im Worte der Magie zusammengefasst sind. Jeder kann hier einen Lehrgang abhalten, eine Diskussion anregen und einen Lehrling oder Lehrer finden. Jeder? Werdet ihr jetzt fragen, ja, jeder! Doch seid gewarnt, nicht immer ist die Gräfin für Possen und Schabernack zu haben. Mehr kann ich euch im Moment nicht über die Herrscherin von Ynos verraten. Doch es gibt hier wohl die Möglichkeit zu übernachten und eine Weile zu bleiben und wenn ihr es schafft die Aufmerksamkeit der Gräfin wohlwollend auf Euch zu lenken. So wird es Euch vielleicht erlaubt sein eine Zeit dort zu bleiben.
Von Berna aus gesehen liegt die Burg der Gräfin hinter der Seduria Megur. Fast verdeckt von deren Bau liegt die Burg an jener Stelle, an der sich die Flüsse berühren.
Hier will ich meinen Bericht über Berna abschließen. Solltet ihr mehr über Berna, "die drei Brücken" oder die Seduria Megur erfahren wollen, so reist einmal selbst nach Berna. Dort könnt ihr vielleicht dann auch die Legende über den verlorenen Weg hören. Neugierig geworden? Reist hin oder lest andere Berichte, doch keiner wird Berna gerecht werden, glaubt mir!

Ein Reisender

 
   
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